Ettlingen Wohnquartier

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Wettbewerb   Oberes Albgrün

Städtebauliche Einbindung

Das Projekt strebt eine direkte Antwort auf die Bedarfe der Stadt an, versucht dies mittels traditioneller städtebaulicher Motive zu leisten.

Die Formung der Schöllbronner Straße durch Einbringung von baulicher Masse zur klaren Konturenbildung des Straßenkanals gibt der Hauptzufahrtstraße Halt. In den Obergeschossen der Mischgebietsbebauung entlang der Schöllbronner Straße spiegeln die Giebel aufgesattelter Baukörper die Punktierung des übrigen Straßenbildes und damit die lockere Fügung der umliegenden Bebauung wieder.

Das Sockelgeschoss besitzt mehrere Durch- und Eingänge in das neue Gebiet und vernetzt dieses so mit der Schöllbronner Straße und dem Bahnhof samt vorgelagertem Stadtgarten.

Über die gesamte östl. Grenze zur Firma Bardusch erstreckt sich ein kammartig geformter Gewerberiegel. Diese dreigeschossige Baumasse wirkt als Barriere zwischen dem Areal Bardusch und dem „Oberen Albgrün“.

Die Kanalstraße wird fortgeführt, zwischen Alb und Kanalstraße reihen sich entlang des Uferwanderweges als Punkthäuser gestaltete Stadtvillen auf, südlich der Kanalstraße wird eine Serie von Riegelbauten vorgeschlagen deren Zwischenräume Gartenhöfe bilden. Die vorgeschlagenen Gebäudeproportionen der Wohnbebauung zeigen eine deutliche Verwandtschaft zur Körnung der umgebenen Bebauung.

Dies festigt das vorh. Stadtbild und schmälert den fremdartigen Eindruck eines neu hinzugefügten Implantates, so soll vielmehr eine Verschmelzung mit dem existierenden Stadtbild entstehen.

Im Wettbewerbsareal werden Plätze generiert. Diese reihen sich in die lose Abfolge von Plätzen des vorh. Stadtgefüges als Piazza, die sich zur Alb öffnet und als Plaza, die die Auftaktsituation der Verkehrserschließung klärt, ein.

Städtebauliche Qualität des neuen Quartiers und seiner drei Nutzungsbereiche

Die Vernähung der drei Nutzungsbereiche untereinander erfolgt durch torartige erdgeschossige Durchgänge | Durchfahrten, sowie durch Verzahnung von Höfen und Freiflächen.

Im Bereich WA reihen sich Riegel- und Punkthäuser entlang der Uferböschung der Alb/ der parallel verlaufenden Kanalstraße auf. Als Bindeglied des unter dem erhaltenen alten Baumbestand geführten Wanderweges, der Kanalstraße, und des alten Brückenstandortes wird eine Piazza angelegt, die sich von der Alb bis ins Zentrum des neuen Quartiers erstreckt. Die Durchlässigkeit am südlichen Ende dieser Piazza sorgt für die Verflechtung der fußläufigen Verbindungen mit dem MI und dem GE.

Das MI wird durch die erdgeschossig angesiedelten Flächen für Handel zum Nahversorger, durch Marktansiedelungen auch für den Vorratskäufer zum Anlaufpunkt. Das introvertierte, nach Norden abgeriegelte MI enthält eine torartige Aufweitung im Erdgeschoss des Ost-West Riegels und stellt so die Verbindung zum WA her. Eine Kammstruktur bildet Höfe nach Süden, die zum Wandeln und Verweilen, zum Schaufensterbummel einladen und die Verknüpfung mit den Märkten, letztlich aber auch mit der Tiefgarage schaffen. Östlich des MI entsteht durch die Plaza ein lebendiger städtischer Raum, hier leitet eine Geschäftszeile in die Gewerbearkaden über.

Der Verfasser schlägt vor, mindestens einen Supermarkt und in Ergänzung eine Markthalle sowie einige kleinere Geschäfte zur Vitalisierung der Schöllbronner Straße als einleitende Zentrumsqualität zu etablieren. Diese Bebauungskante sieht einige Perforierungen vor, zwischen den Märkten befindet sich ein erdgeschossiger Durchgang für die fußläufige Verbindung des Wettbewerbsgebietes mit dem Stadtgarten und dem Bahnhof. An der Schnittstelle des Mischgebietes zum Gewerbegebiet befindet sich eine Einmündung zu den geplanten Gewerbearkaden und schließlich an der östl. Grenze des Gebietes die Haupterschließung des Areals in Verbindung mit der Zufahrt zur Firma Bardusch.

Das GE stellt sich als lang gestreckter Kamm dar, unter dessen Giebeln Arkaden eingerichtet sind und im Wechsel mit Gewerbehöfen eine Flaniermeile bis ans Ufer der Alb bilden. Hier bereitet die Strasse der Weber, Geigenbauer oder Möbelschreiner die Verbindung an den Uferwanderweg und schließt so einen Rundgang entlang der nördlichen und östl. Kante in dessen Verlauf auch Freiräume immer wieder neue Blickbeziehungen aufspannen.

Räumliche und funktionale Qualität der Erschließungsanlagen

Die Einfahrtsituation von der Schöllbronner Straße ins Areal ist identisch mit der Zufahrt zur Firma Bardusch. Das an der südöstl. Ecke positionierte Trafohäuschen wird nur um wenige Meter nach Norden verschoben und dort als Spaltkeil des einfahrenden Verkehrs in neuer Form errichtet. An dieser Trennstelle biegt der Zulieferverkehr des Industriebetriebes ab, Anliefer- und Besucherverkehr des Gebietes „Oberes Albgrün“ wird entweder weiter nach Norden geführt oder biegt durch eine torartige Zufahrt unter dem Gewerbebau hindurch ins Areal ein und erreicht sodann die Verteilerplaza. Von hier wird einerseits die Tiefgarage unter der Kammstruktur erschlossen und andererseits die Umfahrt des Gewerbehauses aufgenommen.

Anlieferverkehr der Märkte erreicht die Depots über eine Stichstraße die sich nach Westen erstreckt. Diese Parallele der Schöllbronnerstaße bietet auf halber Strecke auch eine Rangieroption. Tagezeitabhängig kann hier die Durchfahrt, von wo auch die Märkte für die Nutzerinnen und Nutzer erschlossen werden, für den Lieferverkehr als Ausfahrt genutzt werden. Ansonsten handelt es sich bei diesem Stadttor um eine fußläufige Wegeverbindung die ihr Pendant in der gegenüberliegenden Kammstruktur findet, um tiefer in die Bebauungsstruktur vorzudringen.

Auch im Nordosten wird das Obere Albgrün nach einer Umlenkung durch einen in die Wegesachse gestellten Baukörper durch ein Stadttor erschlossen.

Nach Westen fahrend kreuzt man hier die Arkadenverbindung und wenig später die Piazza die den Blick nach Süden und nach Norden öffnet. Diese Fortführung der Kanalstraße führt letztlich vorbei an der Einfahrt der Tiefgarage die der Wohnbebauung zugeordnet ist und knüpft im weiteren Verlauf an die Friedrichstraße an, von wo die Erschließung des Wohngebietes hauptsächlich erfolgen wird.

Das Rad- und Fußwegenetz überschneidet sich an mehreren Stellen mit dem Fahrverkehr, durchzieht jedoch eine feingliedrigere Verzweigung im neuen Stadtteil. Denn die Wegeführung durch Torbauten und Höfe, über Plätze und durch Gärten, durch Arkadengänge und unter altem Baumbestand, mit ständigen Wechseln von Aufweitungen und Verengungen und sich ändernden Blickrichtungen ist facettenreich und mündet meist am Ufer der Alb, wodurch diese zum eindeutigen Identifikationselement wird.

Raumbildung und Blickbeziehungen

Dieser städtebauliche Vorschlag generiert vielfältige Bespielungsvarianten der Freiflächen. Der Voyeur , der Flaneur, der Tagedieb, der Verweilende, der Stadtwanderer, der Reisende, sie alle finden als die Protagonisten Aufenthaltsqualitäten und werden diesen Stadtteil beleben.

Die durch Fahrverkehr geprägte Plaza, eingefasst durch Baukörperkanten und hohle Gassen mit Café trägt hierzu ebenso bei wie die Stadtteilpiazza mit ihren differenziert bearbeiteten Teilflächen, wie kreuzende Uferpromenade mit Abtreppung zur Alb und Sitzgelegenheiten in und auf der Böschung, ein Straßenabschnitt, Rad- und Wanderweg über die Klappbrücke, Grünflächen mit Spielplätzen und der Fluss.

Diverse Hofkonfigurationen bieten Raum als Gartenhöfe mit Blickbeziehungen in den alten Baumbestand und zur Alb im WA, als Galeriehof in dessen Schaufenster sich der Geigenbauer, der Weber, der Möbelschreiner und der Feintäschner mit ihrer Handwerkskunst präsentieren im GE und als Handelshof für Einzelhandelsgeschäfte im MI. Durch die ost-west-gerichtete aber auch nord-süd-gerichtete Straßen- und Wegeführung werden sowohl die vorh. Baukörper der näheren Umgebung und damit bestehende Stadtstrukturen einbezogen, als auch die Naturqualitäten des Albgrüns.

Abschirmqualität

Auf die Industrie im dafür avisierten Teilbereich des Wettbewerbsgebietes wird mit einer dreigeschossigen harten Kante reagiert um damit jegliche Geräuschimmissionen aufzufangen/abzuriegeln. Die hohe Masse des überwiegend geschlossenen Baukörpers und die Ausformung im obersten Geschoss, das Gebäudeüberhänge zeigt, tragen Sorge dafür, dass der Geräuschmüll in dieser relieffartigen Struktur absorbiert wird.

Freiräume

Das Albufergrün behält seine gewachsene Begrünung. Die im Grünordnungsplan gekennzeichneten Bäume 91 und 101 fallen in diesem Vorschlag der Wohnbebauung zum Opfer. Als Ausgleich wird jedoch eine Vielzahl von Bäumen im Wettbewerbsgebiet neu gepflanzt. Das Albufergrün mit Wanderweg liegt als Wandelgang somit unter altem Baumbestand wie eine natürlich eingewachsene Promenade und lädt durch Bänke und eine Abtreppung im Bereich der Piazza zum Verweilen und Flanieren.

Von diesem Uferweg wird in regelmäßigen Abständen immer wieder der Blick in die Gartenhöfe zwischen den Punkt- und Riegelhäusern frei und umgekehrt von dort auf die Alb. Die als Piazza ausgeformte Aufweitung in der Wohnbebauung generiert ein Quartierszentrum, von wo auch eine Klappbrücke als Identität stiftendes Element bei entsprechenden Pegelständen über die Alb führen kann. Im Nordosten des Gebietes wird der Uferwanderweg mit den Nord-Süd-gerichteten Arkaden zusammengeführt, so entsteht ein Rundgang der sich sukzessive von einer natürlichen Ausformung in eine städtische Qualität wandelt, im Südosten in eine belebte Plaza mündet. Im Gebiet und an dessen Kanten ermöglichen erdgeschossige Öffnungen in den Baukörpern immer wieder Wegequerbezüge, so dass die Erschließung aller Teilbereiche gewährleistet ist.

Wirtschaftlichkeit

Im MI und GE wird angestrebt, die zulässigen Grenze der GRZ/GFZ zu erreichen und durch dieses hohe Maß der baulichen Ausnutzung klare Gebietskanten und Aussagen zu formulieren.

Der Erschließungsaufwand wird gering gehalten. An drei Gebietskanten werden Straßen ausgelegt, eine parallele Anlieferungsstraße zur Schöllbronner., eine Verlängerung der Kanalstraße im Norden und eine Nachzeichnung der Gebietsgrenze im Osten, welche sich letztlich zur Umfahrung des GE entwickelt.

Der Großteil der Fahrzeuge wird in Tiefgaragen untergebracht. Diese sind für das MI und GE unter dem Kammgebäude des MI angeordnet sowie unter vieren der Wohnriegel im WA. Die TG im MI fasst ca. 160 PKW, die im WA ca. 180 PKW. Eine Anzahl von ca. 70 Fahrzeugplätzen ist entlang der Straßen und an der Schöllbronner Straße verteilt. Es wird konsequent auf TG-Parkplätze gesetzt, um für das Gebiet ein PKW-bereinigtes Milieu zu schaffen. Die Müllentsorgung, das Tragen des Abfalls bis zum Container an der jeweiligen Straße halten die Entwerfer für zumutbar.

Anlieferungen von Möbeln oder ähnlichen Dingen können über teilbefestigte Grünflächen erfolgen.

Die überwiegende Gebäudeform ist der Riegel. 70 % der Wohnungen sind Ost-West ausgerichtet.

Gebäude

Die Wohngebäde verfügen z.T über außenliegende Erschließungen mit Laubengängen, wodurch die Entwerfer sich erhoffen die wunderschöne Umgebung verstärkt ins Bewusstsein der Bewohnenden zu rücken. In den Punkthäusern kann durch diese Erschließungsvariante und die unmittelbare Nähe des Baumbestandes eine Analogie des „Kletterns in die Bäume“ erzeugt werden.

Die Baumgruppen entlang der Alb stehen neben der Westausrichtung der Lebensräume der Wohnungen auch im Mittelpunkt der Grundrissgestaltung. Große geschosshohe Verglasungen sorgen für ein grünes Blickfeld.

Die ost-west-ausgerichtete Bauweise verhindert eine Überhitzung der Innenräume und damit einhergehend erforderlichen Kühlungsaufwand. Balkone erweitern die Aufenthaltsfläche und bilden Puffer für eine Erhaltung der Privatsphäre.

Die gewerblich genutzten Baukörper verfügen über Schaufensterflächen in Höfen und unter Arkadengängen, was das introvertierte Erkunden und Suchen nach dem Besonderen fördert. Es bieten sich hier reine Ladengeschäfte an, zum Teil jedoch auch als Einheit in Zusammenhang mit Werkstattsituationen. In den Bürogeschossen werden unterschiedlichste Konfigurationen von Raumaufteilungen möglich. Sowohl eine Reihung von Einzelbüros, als auch das Gruppen-oder Großraumbüro wird vorgehalten.

Es werden Verblendmauerwerk und Natursteinverkleidungen für die äußere Hülle der Gebäude vorgeschlagen. Die lange Lebensdauer und der reduzierte Pflegeaufwand sorgen für eine positive Energiebilanz dieser Materialität. Die satten, erdigen Eigenfärbungen dieser Baumaterialien sorgen für eine angenehme Farbenwelt in dem Areal.

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Gewerbe, Städtebau, Wettbewerb, Wohnen, Wohnungsbau
Stadt Ettlingen
W
2010
2010
29720qm